Park Hyatt Mallorca
Luxusresort im mallorquinischen Stil mit fehlender Servicekultur
Eingebettet in die pittoreske Hügellandschaft des Canyamel Tals an der noch eher unberührten Ostküste Mallorcas gelegen, eröffnete im Sommer 2016 Europas erstes Park Hyatt Resort. Im Stil eines mallorquinischen Bergdorfes errichtet, verteilen sich die insgesamt 142 Zimmer und Suiten, die mit einer Größe von 50 bis 150 Quadratmetern und teilweise herrlichen Blicken auf das westliche Mittelmeer oder das Tal aufwarten, auf mehrere terrakottafarbene Häuser. Das Innendesign der Wohneinheiten und öffentlichen Bereiche wird dominiert von hochwertigen Materialien wie Travertin-Kalkstein, dunklen Eichenhölzern und einer Ausstattung auf dem neuesten Stand der Technik.
Nach zahlreichen äußerst positiven Erfahrungen in verschiedenen Häusern von Hyatts Luxushotelmarke Park Hyatt waren meine Erwartungen an das neu eröffnete Resort durchaus hoch. Die Anfahrt zur Hotelanlage gestaltete sich mangels ausreichender Beschilderung nicht ganz einfach. Hat man jedoch die richtige Zufahrtsstraße gefunden, erblickt man bereits von weitem die in Form eines Dorfes arrangierten und mit Terrakotta-Ziegel gedeckten Häuser.
Am Eingang des Resorts vorgefahren wartete ich vergeblich auf eine Begrüßung durch einen Mitarbeiter des Hauses. Stattdessen machte ich mich auf die Suche nach dem Rezeptionsbereich. Der Ceck-In verlief standardisiert und formell und zur Begrüßung wurde mir ein Glas Wasser gereicht. Nach einer kurzen Wartezeit auf einen der Porter des Hauses wurde ich per Golfcart zu meiner Unterkunft in einem der höher gelegenen Häuser der Anlage gefahren.
Mein Zimmer der Park King Kategorie im zweiten Stockwerk gelegen, zeichnete sich durch eine helle und wohnliche Gestaltung in beigen Farbtönen und einem kontrastreichen aus dunklem Eichenholz gefertigten Mobiliar aus. Dem offen gestalteten Wohnbereich mit Sitzgelegenheit, einem Kingsize Bett, einem kleinen Schreibtisch und offen gestaltetem Ankleidebereich schloss sich das durch eine Schiebetüre getrennte und in Marmor gestaltetete Tageslichtbadezimmer mit Doppelwaschbecken, Badewanne, Regendusche und durch eine Glastüre abgetrennte Toilette mit integriertem Bidet an. Wie die meisten der Standardzimmer wurden die fünfzig wohnlichen Quadratmeter durch eine möblierte Außenterrasse und einem Blick über die Anlage ergänzt. Modernste technische Ausstattung wie ein im Spiegel integriertes Fernsehgerät, ein Tablet zur Benutzung während des Aufenthalts, ein großes Flachbildfernsehgerät, kostenloser High-Speed Internetzugang, elektronische zentrale Licht- und Vorhangsteuerung sowie eine Nespresso Maschine unterstreichen die moderne und zeitgemäß hochwertige Ausstattung der Zimmer und Suiten.
Zur Begrüßung warteten zudem eine mit frischen Orangen gefüllte Glasschale, eine Flasche Sekt sowie zwei kleine Schokoladenkuchenstücke als Willkommensgruß zum einjährigen Jubiläum des Hauses auf mich. Eine tägliche Reinigung der Zimmer mit Bettwäschewechsel erfolgte oftmals zu sehr fortgeschrittener, der allabendliche Turndown Service zu sehr früher Stunde, jedoch ausreichend zufriedenstellend.
Die erste Mahlzeit des Tages wird im Restaurant Balearic serviert. Auf einem überdimensionierten Holztisch, etwas unpraktisch arrangiert, finden die Gäste eine Auswahl an Großteils mediterran inspirierten Speisen. Ein umfangreiches Sortiment an Backwaren, mehreren Brotsorten, Konfitüren, verschiedene Käsesorten fehlen ebenso wenig wie landestypische Spezialitäten wie Schinken vom Ibérico-Schwein, feurig gewürzte Sobrasada oder Ceviche vom Loup de Mer. Komplettiert wird die Auswahl vom Tisch durch zwei weitere Buffetstationen mit saisonalen frischen und eingelegten Früchten und warmen Gerichten. Zudem werden frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte und sehr individuell interpretierte warme Frühstücksgerichte wie Eggs Benedict, angerichtet auf einem getoasteten Schwarzbrot, im Tontopf gegarte Eier mit Tomaten und frischer Kresse oder Pancakes mit Quark und Beerensauce à la carte an den Tisch serviert. Allerdings ist der Service beim Frühstück kaum präsent. So wurden Getränke ebenso wie à la carte Gerichte teilweise ausschließlich auf explizite Nachfrage gereicht und das Abräumen von leeren Tellern und Tassen komplett vernachlässigt.
Allabendlich bieten sich den Gästen drei verschiedene Alternativen zum Dinieren. Saisonale Gerichte der mallorquinischen Küche werden im Balearic gereicht. Im Asia wird im Ambiente einer mediterranen Villa mit asiatischen Artefakten und hochwertigen Designelementen ein wechselndes Menü kreiert von asiatischen Gastköchen anderer Hyatt Häuser angeboten. Die Tapas Bar des Hauses bietet in einer ebenso exklusiven Atmosphäre mit offenem Kamin eine umfangreiche Auswahl der spanischen Appetithäppchen. Alle Restaurationen verfügen zudem über die Möglichkeit, während lauer Sommerabende die Speisen unter freiem Himmel, teilweise auf einer von Olivenbäumen gesäumten Terrasse mit Blick auf das Canyamel Tal, zu genießen.
Der Service im getesteten Asia Restaurant war ebenso enttäuschend wie während der Morgenstunden. Teilweise ungeschult und nicht ausreichend über das Speisenangebot informiert, konnte lediglich die Restaurantleiterin die Fehler ihrer Mitarbeiter teilweise kompensieren. Das malaysische Menü hingegen schmeckte vorzüglich. Morgens und Mittags offeriert das Café Sa Placa, auf dem Dorfplatz der Anlage gelegen, im Ambiente eines Bistro-Cafés zudem frische Brot- und Backwaren sowie eine kleine Auswahl an lokalen Speisen.
Ein Poolbereich mit insgesamt einem größeren lagunenförmig gestalteten und zwei kleineren Pools sowie einem Jacuzzi bietet Möglichkeit zur Abkühlung und Entspannung. Bahnen schwimmen ist ausschließlich im Pool des benachbarten Cap Vermell Country Clubs und mittlerweile nur gegen Bezahlung möglich. Die Anzahl an Liegemöglichkeiten an den Pools ist je nach Auslastung nicht ausreichend, auch stehen insgesamt zu wenig Schirme zur Verfügung. Das Serviceverhalten der Pool Boys ist ebenso passiv und zurückhaltend wie in allen anderen Bereichen des Hauses. Zwar wird gekühltes Wasser gereicht, um das Auflegen von Handtüchern und arrangieren von Liegen und Schirmen müssen die Gäste sich selbst kümmern.
Zum Strand von Canyamel, an dem ein hoteleigener Strandbereich in Form eines Beach Clubs leider fehlt, verkehrt ein kostenloser Shuttlebus.
Das in einem eigenen Haus untergebrachte und sehr luxuriös gestaltete Serenitas Spa bietet authentische Behandlungen basierend auf lokalen Inhaltsstoffen wie Rosmarin, Pinie, Lavendel, Mandeln oder Olivenöl, mehrere Behandlungsräume sowie einen für alle Gäste zugänglichen Bereich mit Saunas, sensorischen Duschen und einem Vitality Pool unter freiem Himmel. In der Serenitas Lounge mit angeschlossener Terrasse, von der aus sich atemberaubende Blicke auf die umgebende Landschaft und das Meer bieten, lässt es sich nach einer Behandlung oder einem Saunagang in ruhiger Atmosphäre entspannen.
Für Bewegungsfreudige werden kostenlose Leihfahrräder und ein hochwertig ausgestattetes Fitnessstudio mit Geräten auf dem neuesten Stand der Technik geboten. Golfern steht zudem unmittelbar vor den Toren des Resorts ein 18-Loch-Golfplatz zur Verfügung. Für Veranstaltungen bieten sich der 225 Quadtratmeter große Ballsaal mit einer weitläufigen Terrasse sowie mehrere Veranstaltungsräume.
Golfer, Familien, Ruhesuchende oder Firmenreisende? Auch wenn die eine Zielgruppe die andere nicht zwingend ausschließen mag, so fehlt es Park Hyatts neuestem Zuwachs in Europa an einem klar ersichtlichen Konzept. Ungeachtet der äußerst hochwertigen und individuellen Gestaltung der Anlage schaffte es das Haus während meines Aufenthalts nicht, mit einem der Kategorie entsprechenden und von Park Hyatt Häusern gewohnt hohen Servicestandard zu überzeugen. Teilweise zu unprofessionell, ja sogar unmotiviert präsentierten sich die Mitarbeiter, insbesondere in den gastronomischen Einrichtungen des Hauses, zu unpersönlich gestaltete sich die Gästepflege über alle Bereich hinweg. Dennoch besitzt das Resort mit dem entsprechenden Feinschliff und einem kurz nach meinem Aufenthalt durchgeführten Führungswechsel in der Leitung des Hauses hinreichend Potential zur Eliminierung dieser Serviceschwachstellen. Nach Abzügen im Bereich Service und unter Berücksichtigung eines soliden, der Kategorie entsprechenden kulinarischen Angebots sowie der hochwertigen Hardware ergeben sich dennoch vier volle Sterne.