Kempinski Hotel Berchtesgaden
Alpines Lifestyle-Resort auf neuem Kurs
Als im Jahr 2005 das InterContinental Berchtesgaden Resort auf dem Obersalzberg seine ersten Gäste in Empfang nahm, war das Medienecho groß. Immerhin wurde der 50 Millionen schwere Hotelbau, von der Bayrischen Landesbank finanziert, auf dem historisch belasteten Gelände des ehemaligen „Führersperrgebiet“ errichtet.
Nach zehn, wirtschaftlich eher erfolglosen, Jahren unter Führung der InterContinental Hotels Group, in der das Haus weder die Gewinnzone noch eine Auslastung von über 60 Prozent erreichte, entschieden sich die Investoren zu einem Betreiberwechsel. Im Frühjahr 2015 übernahm Kempinski das Management des alpinen Luxusresorts am Eckerbichl. In nur wenigen Wochen erhielt das Haus eine Auffrischungskur im Rahmen derer eine komplette Neugestaltung des Hauptrestaurants vollzogen wurde. Ebenso wurde der Boden im Lobbybereich erneuert und ein neues Innendesignkonzept mit stärker regionalem Bezug umgesetzt. In den 126 Zimmern und 12 Suiten erfolgte lediglich ein Austausch der alten Gebrauchsartikel durch neue Produkte mit Kempinski Branding.
Im Verlauf von drei unabhängigen Aufenthalten unter InterContinental Führung vernahm ich eine deutliche Verschlechterung im Bereich Service und persönlicher Gästepflege. Nicht so während meines erneuten Aufenthalts. Mit der Übernahme durch Kempinski hat der 35-Jährige General Manager Werner Müller frischen Wind in den, durch InterContinental etwas verstaubten, Betrieb gebracht. Auch wenn er selbst gesteht, noch nicht an seinem Ziel angelangt zu sein und in den nächsten Monaten durchaus noch Verbesserungen geplant sind, ist eine deutliche Kursänderung bemerkbar. So präsentiert sich das, teilweise durch neue Gesichter ersetzte, Personal in neuen Uniformen im alpinen Design und bereits beim Empfang im neu gestalteten Rezeptionsbereich verspürte ich eine offene und äußerst freundliche Haltung der Front-Office Mitarbeiter.
Für meinen vierten Aufenthalt wurde eine Panorama Suite vorbereitet, die sich durch einen malerischen Blick auf die umliegende Bergwelt und einen individuell regulierbaren Kamin auszeichnete. Vom relativ groß geschnittenen Eingangsbereich mit frischem Blumendekor erreichte man den ebenso großzügigen Wohnbereich mit Sitzgelegenheit, HD-Flachbildfernseher, Schreibtisch und Kamin. Das Badezimmer, sowohl vom Schlafzimmer als auch Eingangsbereich zugänglich, verfügte über eine Regendusche, zwei, durch eine Badewanne getrennte, Waschbecken sowie eine separate Toilette. Neben einer umfangreichen Auswahl an Pflegeartikeln überzeugten hier vor allem die kleinen Details wie Bade Enten im Dirndl und Lederhosenlook oder frische Blumen. Das Schlafzimmer bot ein bequemes Kingsize Bett, einen zweiten Flachbildfernseher sowie ausreichend Stauraum für Kleidung. Trotz der knapp elf Jahre, die das Haus nun bereits in Betrieb ist, war die gesamte Ausstattung in einem guten Zustand. Gleichwohl wirkt das Innendesign der Zimmer, wie auch jenes der restlichen Hotelbereiche - für dessen Gestaltung das Berliner Designbüro Mahmoudieh verantwortlich zeichnete - immer noch äußerst zeitgemäß. Das Angebot an täglich nachbestückten, kostenlosen Softdrinks aus der Minibar in allen Zimmerkategorien wurde von InterConti übernommen. Etwas für die Kategorie unpassend empfand ich die Tatsache, dass bei der täglichen Zimmerreinigung und dem Turndown Service das extern beauftragte Personal, anstatt entsprechender Uniformen, in Jeans und blauem Kittel ihrer Arbeit nachging.
Das Frühstücksbuffet war bereits während InterConti-Zeiten sehr reichhaltig und ließ keinen Anlass zur Kritik. In seiner neuen Gestaltung in weißen und beigen Tönen wirkt das nun umbenannte Restaurant Johann Grill freundlicher und zeitgemäßer. Die Auswahl an kalten und warmen Gerichten scheint nun regionaler und ist, dem Kempinski Standard entsprechend, von ausgezeichneter Qualität. Eine wirkliche Bereicherung stellen die neu angebotenen Eggs Benedict Berchtesgaden Style, serviert mit frischem Speck und Kräuter-Hollandaise, sowie das umfangreiche Angebot an frisch zubereiteten Fruchtsäften dar. Der Service wirkt nun professioneller und ist stets zuvorkommend freundlich, wenngleich die Abläufe bei voller Auslastung noch etwas ins Stocken geraten. Die Einbeziehung der Küchencrew durch junge Köche, die während des Frühstücks Backspezialitäten direkt am Tisch der Gäste anbieten, empfand ich als eine nette persönliche Geste. Das mit einem Michelin Stern ausgezeichnete Restaurant Le Ciel, das Restaurant Bergstüberl mit bayrischen Spezialitäten sowie die Kaminbar mit uneingeschränktem Blick auf das Kehlsteinhaus und offenem Kamin, in der Lobby des Hauses, ergänzen das kulinarische Angebot.
Das Kempinski The Spa hat hinsichtlich Ausstattung und Design seine Gestalt beibehalten. Lediglich die Liegemöglichkeiten wurden auf Kosten einer engeren Bestuhlung erweitert. Neben Sauna, Dampfbad und Ruheraum mit Wasserbetten bieten sich den Gästen ein Indor Pool und ein separates beheiztes Außenbecken mit Bergblick.
Die Abreise erfolgte ebenso herzlich wie der Empfang. Anstatt von Wasserfläschchen wurde mir zum Abschied hausgemachte Zwetschgenmarmelade mit Zirbenschnaps gereicht.
Das Kempinski Berchtesgaden erweitert das Kempinski Portfolio an alpinen Resorts und hat seit seiner Neueröffnung eine wahre Wiederbelebung im Bereich Service und individueller Gastlichkeit erfahren. Mit dem gewissen Feinschliff und mit weiteren Investitionen in Erneuerungen und Erweiterungen, die speziell dem Wellnessbereich des Hauses gut tun würden, ist das Hotel auf gutem Wege, eines der besten alpinen Lifestyle Resorts im Alpenraum zu werden. Für den freundlich zuvorkommenden Service, die Auffrischung der Hardware und die Erkennbare Liebe zum Detail gibt es fünf ehrlich verdiente Sterne.