Hotel am Steinplatz

Erfolgreiche Wiederbelebung einer vergessenen Hotellegende

 

Auf der Suche nach dem traditionsreichsten Luxushotel in der deutschen Hauptstadt, kommt den Meisten schnell der Name Adlon in den Sinn.

Dabei liegt nur knapp 4 Kilometer Luftlinie vom bekanntesten der Kempinski Häuser entfernt ein ebenso geschichtsträchtiges, wenngleich weniger bekanntes Haus.

1913 als Pendant zum größeren Adlon durch den legendären Berliner „Hotelkönig“ Heinz Zellermayer eröffnet, blickt das Hotel am Steinplatz auf eine bewegte Geschichte zurück. Von August Endell – dem Architekten der Hackeschen Höfe – erbaut, logierte nach dem Ausbruch der Oktoberrevolution der russische Großadel hinter der olivgrünen Jugendstilfassade. Ebenso zählten prominente Reisende wie Yehudi Menuhin oder Zarah Leander zu den Gästen. Während des zweiten Weltkriegs diente das Haus Großadmiral Dönitz kurzzeitig als Hauptquartier, bevor es sich in den fünfziger Jahren zu einem beliebten Treffpunkt von Künstlern und Filmstars wie Romy Schneider, Brigitte Bardot, Alain Delon oder Luciano Pavarotti, entwickelte. Danach verkümmerte das Hotel in seiner neuen Funktion als Seniorenheim und stand mehrere Jahre leer, bis ein mongolischer Investor das Haus erwarb und nach einer dreijährigen Komplettsanierung für rund 32 Millionen Euro wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuführte. Pünktlich zu seinem hundertjährigen Jubiläum im Jahr 2013 debütierte das wiedereröffnete Hotel am Steinplatz mit 84 Zimmern und drei Suiten als erstes Hotel der Marke Autograph Collection in Deutschland.

Heute erstrahlt die Fassade wieder in frischen Farbtönen und bereits kurz nach dem Betreten des Hotels verspürt man den Schick der zwanziger Jahre, der sich im Innendesign des Berliner Architekten Tassilo Bost modern interpretiert widerspiegelt.

An der Rezeption erfuhr ich einen freundlichen und persönlichen Check-In, bei dem mir ein sehr schmackhafter, fruchtiger Cocktail zur Begrüßung serviert wurde. Selbst dem Wunsch einer alkoholfreien Variante für meine Begleitung wurde umgehend entsprochen.

Während meines Aufenthalts bewohnte ich ein Zimmer der Superior Kategorie – mit knapp 36 Quadratmetern die zweithöchste Kategorie unter den Zimmern. In der zweiten Etage gelegen, bot es einen schönen Blick auf den Steinplatz und besaß über zwei Meter hohe Decken und große Fensterflächen, die für ausreichend Tageslicht sorgten. Ein Kingsize Bett, ein großer Schreibtisch, ein Lesestuhl, ein 42-Zoll Flachbildfernsehgerät, eine iPod-Docking Station, kostenloser Highspeed-Internet Zugang sowie ein dunkles gefliestes Marmorbadezimmer mit Regendusche, separierter Toilette, jedoch nur einen Waschbecken und fehlender Badewanne, zählten zur Standartausstattung des Zimmers.

Die tägliche Zimmerreinigung wurde sehr zufriedenstellend durchgeführt, lediglich einen Turndown Service habe ich vermisst.

Im Restaurant am Steinplatz – neben der gleichnamigen Bar die einzige gastronomische Einrichtung des Hotels – wird den Gästen ein kleines, jedoch qualitativ hochwertiges Frühstücksbuffet angeboten, welches durch warme à la Carte Gerichte in Anlehnung an die traditionelle Berliner Küche ergänzt wird. Statt herkömmlichen Pfannkuchen werden Plinsen auf Buttermilchbasis serviert. Die Eggs Benedict kommen als pochiertes Ei auf getoastetem Brioche mit Bohnen auf den Tisch. Der Service wirkte bei ansteigender Gästezahl etwas überfordert und wenig aufmerksam, ebenso geriet die Küche bei mehreren gleichzeitigen Bestellungen ins Stocken.

Mittags sowie abends werden nach dem Küchenkonzept des ehemaligen Sternekochs Stefan Hartmann Berliner Klassiker neu interpretiert zubereitet. Insbesondere in den Sommermonaten lässt es sich im begrünten und schattigen Innenhof ausgezeichnet speisen. In den kühleren Wintermonaten lädt ein Wintergarten zum Dinieren ein.

Bei der Neugestaltung des Hotels wurde das historische Gebäude um zwei weitere Stockwerke im Dachgeschoss ergänzt, die nun auf 330 Quadratmetern das Steinplatz Spa mit zwei Saunen, einem Ruhebereich mit einem vielfältigen Angebot an Bioteesorten, angeschlossenem Fitnesscenter à la Technogym und 3 Behandlungsräumen, beherbergen.

Mit einem individuellen Design unter Wahrung historischer Elemente und Tradition, einen gleichsam originellen Speisenkonzept sowie einem freundlichen Mitarbeiterteam ist es dem Investor des Hauses zusammen mit Marriott gelungen, ein längst vergessenes Traditionshaus auf hohem Niveau wiederzubeleben.

Angesichts der kleineren Schwachpunkte im Service, einem fehlenden Turndown Service und der limitierten Ausstattung der Bäder in den Zimmern, gibt es aufrichtige viereinhalb Sterne.