Four Seasons Gresham Palace

Jugendstil-Luxus mit Serviceschwächen

 

Am Fuße von Budapests bekanntestem Brückenbauwerk, der Kettenbrücke, befindet sich eines der markantesten Bauwerke der ungarischen Hauptstadt. Benannt nach dem Gründer der Royal Exchange in London Sir Thomas Gresham beherbergt das Gresham Palace heute eines der bekanntesten Luxushotels der Stadt. 

Nachdem das Haus im 19. Jahrhundert als Hauptsitz der englischen Gresham Life Assurance Company, später als Wohnhaus und im zweiten Weltkrieg als Kaserne diente, wurde 1991 mit der sorgsamen Renovierung des Jugendstilgebäudes unter Aufsicht der kanadischen Luxushotelkette Four Seasons begonnen. 

Im Juni 2004 eröffnete das Haus schließlich als Four Seasons Gresham Palace und präsentiert sich heute in seinem ursprünglichen Design mit hochwertigen Steinmosaiken, bunten Glasmalereien und einem gläsernen Kuppeldach, das an die Architektur eines maurischen Palastes erinnert. 

Insgesamt 160 Zimmer und 19 Suiten warten in einem wohnlichen Design mit Echtholzparkettböden, Möbel und Stoffen in beigen Farbtönen mit lila Akzenten und großteils fantastischen Blicken auf das Burgviertel und die Donau auf.

Den Eingang des pittoresken Jugendstilgebäudes betreten, machte ich mich mit meinem Gepäck auf dem Weg zur Rezeption.

Da meine Suite  trotz Vorab-Kenntnisnahme einer frühen Anreise  noch nicht bereit stand, bat man mich in der Lobby Lounge Platz zu nehmen und während meiner Wartezeit einen Cappuccino auf Kosten des Hauses zu genießen. 

Zwanzig Minuten später begleitete mich eine Dame des Empfangsteams zu meiner River-View Park Suite in der 4. Etage des Hotels. 

Mit 65 Quadratmetern sehr großzügig geschnitten, zeichnete sich der kombinierte Wohn-Schlafbereich der Ecksuite durch ein hochwertiges Fischgrätparkett, eine Schrankwand mit ausreichend Stauraum, ein großes King Size Bett, eine Sitzecke und einen kleinen Schreibtisch nebst Flachbildfernsehgerät aus. Von zwei schmalen Balkonen, die über zwei raumhohe Flügeltüren betreten werden konnten, boten sich einzigartige Blicke auf die Kettenbrücke, die Fischerbastei und auf das Burgviertel. Das Marmorbadezimmer mit räumlich abgetrennter Toilette, Regendusche, Badewanne und leider nur einem Waschbecken ergänzte die Ausstattung der Suite. Zwei Gläser frischer Fruchtsalat und zwei Macarons inklusive einer persönlichen Willkommenskarte gehören ebenso zum Standard wie kostenloses W-LAN und tägliche Zimmerreinigung mit Turndown Service.

Letztere glänzte leider nicht mit der makellosen Sauberkeit, die von einem Haus der fünf Sterne Kategorie erwartet werden darf. So verteilten sich auf dem Sofa und dem Teppich des Wohnbereichs Überreste von Nägeln und langen Haaren der Vorbewohner, die während der gesamten drei Nächte an den genannten Stellen verblieben. 

Beim Umfang der Toilettenartikel wurde ebenfalls gespart. Weder Zahnbürsten, Rasierer, noch ein Kamm – wie sonst in Suiten üblich – standen zur Verfügung. 

Ungeachtet dessen wurde versucht, durch täglich auf dem Zimmer bereitgestellten Petit Fours und am letzten Abend vor Abreise durch das Hinterlegen von Kosmetikbeutel für den Heimflug im Badezimmer, Ansätze eines persönlichen Service sichtbar werden zu lassen.

Das tägliche Frühstück in der Kollázs Brasserie & Bar stellte sich als einzige Enttäuschung heraus. 

Mit 38 Euro pro Person für das Standardbuffet inklusive einfacher Eiergerichte - Eggs Benedict oder aufwändiger zubereitete à la Carte Gerichte werden extra berechnet - im obersten Preissegment angesiedelt, bedient sich der Gast an einer Standardauswahl an kalten Aufschnitten, Backwaren, Cerealien, Früchten und Rührei sowie Pancakes aus Warmhalteschalen. Insbesondere die Auswahl an Früchten ohne frische Beeren, auf Wärmeplatten präsentierte fett­trie­fende Croissants und eine fast ausschließlich auf Weißbrotsorten reduzierte Auswahl an Backwaren glichen dem Angebot einer durchschnittlichen Flughafenlounge. Gleichermaßen fehlte es dem Service an  der gewissen Aufmerksamkeit und dem nötigen Engagement. Es dauerte teilweise mehr als zehn Minuten bis die bestellten Kaffeespezialitäten meinen Tisch erreichten und abgeräumt sowie nachgereicht wurde ausschließlich nach Aufforderung des Gastes. Auf Grund einer fehlenden Besserung am zweiten Morgen habe ich mich schließlich am letzten Tag dazu entschieden, das Frühstück außer Haus einzunehmen.

Über zwei Etagen, im Dach des Hauses untergebracht, erstreckt sich der Wellnessbereich des Hotels. Nebst Pool, Jacuzzi, Liegemöglichkeiten und einem Refreshment Center mit Tee, parfümierten Wässern sowie Obst, überzeugte der Spa mit einer getrennten Sauna für Damen und Herren sowie einem angeschlossenen und für ein Stadthotel äußerst großzügig gestalteten Fitnesscenter. Die Damen und Herren des Spa-Teams zeigten sich von einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Seite.

Nach einem enttäuschenden Aufenthalt im Four Seasons Hotel The Westcliff Johannesburg, wenige Monate vor meinem Besuch im Gresham Palace, konnte mich Four Seasons ebenso wenig in ihrem Pendant in Budapest von einem makellosen und persönlichen Service überzeugen. Zu oberflächlich und wenig aufmerksam zeigte sich das Verhalten der Mitarbeiter gegenüber den Gästen in beiden Häusern. Wenn ich als Gast beim Verlassen des Hotels täglich mit einem „Thank you for visiting“ verabschiedet und nach drei Tagen nicht als Gast wiedererkannt werde, erzeugt das nicht jenes Willkommensgefühl, das einen persönlichen Service auszeichnet.

Insbesondere im Bereich der Sauberkeit in den Zimmern und Suiten besteht im Four Seasons Gresham Palace dringender Handlungsbedarf. Die Tatsache, dass man bei Four Seasons für Extras wie eine schnellere Internetverbindung als auch für aufwendiger zubereitete Eierspeisen beim Frühstück separat zur Kasse gebeten wird, passt nicht zu dem im Vergleich zur Konkurrenz äußerst hohen Preisgefüge ab knapp 400 Euro für das Standardzimmer – exklusive Frühstück versteht sich.

Unter Einbeziehung des außergewöhnlichen Designs und der insgesamt sehr guten Ausstattung des Hauses ergeben sich vier gut gemeinte Sterne.

Video zur  River-View Park Suite im Four Seasons Gresham Palace Budapest auf Truly Excellent Hotels & More Youtube Channel: